Tüfteln gegen die Verschwenderei

Bundesweit gibt es schon viele, jetzt endlich auch eines in Saarbrücken: Das erste Repair Café in der Landeshauptstadt hat Premiere gefeiert. Ziel ist es, dass die Leute nicht mehr so schnell ihre Sachen wegwerfen, sagen die Organisatoren.

„Das haben wir gleich. Wenn sich nur der Faden nicht mehr richtig durchziehen lässt, kann das nicht viel sein“, sagt Arno Dejon, während er eine Nähmaschine aufschraubt. Der Saarbrücker ist Hobbyhandwerker, und elektronische Geräte haben es ihm besonders angetan.

Vor Kurzem hat im Treffpunkt welt:raum am St. Johanner Markt das erste Repair Café Saarbrückens stattgefunden. Menschen mit defekten Elektroartikeln oder kaputten Textilien konnten sich dort ihre Sachen kostenlos von ehrenamtlichen Hobbyhandwerkern flicken lassen. „Es ist der absolute Wahnsinn, was Leute heutzutage so alles wegwerfen. Teilweise sind nigelnagelneue Sachen dabei, denen kaum etwas fehlt“, sagt Arno Dejon und schüttelt den Kopf. Die Organisationen Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland und Transition Town Saarbrücken, die Katholische Erwachsenenbildung Saarbrücken, der welt:raum und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland haben das Repair Café ins Leben gerufen. „Unser Ziel ist nicht in erster Linie das Reparieren von defekten Gegenständen, sondern vielmehr die Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie verschwenderisch wir mit knappen Ressourcen umgehen“, sagt Harald Kreutzer vom Netzwerk Entwicklungspolitik. Manuel Quaring ist Student an der Saarbrücker Universität und gehört zur Organisation Transition Town Saarbrücken. „Wir versuchen im Prinzip die Nachhaltigkeit zu fördern, wo wir nur können. Wir organisieren Geschenkbörsen und waren auch sofort bereit, beim Repair Café mitzumachen“, sagt Quaring.

15 Menschen haben das erste Repair Café in Saarbrücken komplett ehrenamtlich organisiert – vom Kuchenbacken und Werbung machen bis zur Organisation der Räumlichkeiten und der Hobbyhandwerker. „Wir verbrauchen auf der Erde Ressourcen viel schneller, als Rohstoffe nachwachsen können. Hinzu kommen menschenunwürdige Bedingungen beim Abbau von seltenen Metallen. Wir müssen alle unbedingt etwas für die Gesellschaft tun, in der wir leben“, sagt Ashkan Taslimi, ebenfalls von Transition Town Saarbrücken.

Bereits das erste Repair Café war ein voller Erfolg und etwa 50 Menschen kamen – teilweise mit ihren kaputten Geräten und teilweise aber auch, um zu wissen, was dort passiert. „Es passiert mehr als nur Reparatur“, sagt Harald Kreutzer. „Menschen kommen miteinander ins Gespräch. Viele sind auch sehr interessiert daran, was ihrem Gerät gefehlt hat.“

Am Samstag, 12. November, findet zwischen elf und 14 Uhr das zweite Repair Café im welt:raum am St. Johanner Markt statt. Interessierte Hobbyhandwerker dürfen sich dort gerne melden, um ehrenamtlich bei dem Projekt mitzuhelfen. „Beim letzten Mal waren drei Handwerker dabei, die sich mit Elektronik auskannten und einer konnte alles aus Holz reparieren. Ein Loch in einer Hose bekamen wir auch gestopft und die Hose konnte wieder getragen werden. Je mehr Menschen mitmachen, umso besser wird es“, sagt Harald Kreutzer.

Einen Tag nach dem zweiten Repair Café in Saarbrücken findet am Sonntag, 13. November, im französischen Großblittersdorf ebenfalls ein Repair Café statt, bei dem die Saarbrücker Jungs und Mädels mithelfen. „Repair Cafés gibt es bereits auf der ganzen Welt. In Frankreich werden teilweise ganze Hallen gefüllt. Ich bin froh, dass wir in Saarbrücken auch endlich den Startschuss gemacht haben“, so Harald Kreutzer, vom Netzwerk Entwicklungspolitik weiter.

Von  Heiko Lehmann

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